Da stand ich, eingetütet in feinem Stoff, den Blick Richtung Hochzeitspaar. Es war einer dieser super-Wetter-Tage im Jahr und alles stimmte. Man mag von Hochzeiten halten was man will (gerade wenn man die heutigen Trennungsstatistiken anschaut), aber es gibt diesen kitschigen Hollywood-Moment, an dem man die Tränen zurückhält, an dem man denk, es ist alles gut, es ist genau richtig. Da sind zwei Menschen, die ein Team mit Siegel werden und man freut sich riesig auf die Hochzeitstorte. In diesem für mich oft magischen Moment erreichte mich eine SMS, das Freunde aus meinem engsten Kreis, ihr Kind verloren haben – Päng – Puff – zurück im Hier.

Meine Gedanken spielten damals Fang-mich mit mir. Ich versuchte, eine Ordnung in die Freude für die einen und der Trauer der anderen zu bekommen. Aber die Gedanken klatschten bloß in das Becken des ungelösten Warums und ließen sich auch von keinem „anderen passiert das auch“-Handtuch trocknen.
Ein paar Besinnungstage danach landete ich in der Bibel bei Hiob, ich lese nochmal den ganzen Abschnitt von „dicker Segen“ bis „ganz unten angekommen“ und dem Neuanfang. Dabei taucht sie wieder auf – eine Frage, die mich ständig begleitet: Wann fühlen wir uns gesegnet als Christen oder anders: Was ist Segen? Wenn wir dicken Belag auf der Schnitte haben und im spritzigen Flow sind? Für einen Agnostiker oder Atheisten stellt sich diese Frage nicht, aber es sind diese Fragen, die sie uns stellen, wenn etwas schlimmes passiert. Wie kann es denn einen Gott geben, wenn er so etwas zulässt? Mittlerweile habe ich darauf auch eine Antwort: Ich wüsste es auch gern, ich kann es nicht erklären mit „das hat schon einen Grund“ und „man wird später erkennen, warum das jetzt passiert ist“. Bin ich ehrlich zu mir selbst, habe ich so gar keine Antwort. Ich weiß nur, dass meine Liste immer länger wird mit den Warum-Fragen die ich Gott mal stellen will.
Empfinde ich deswegen mein Glauben als Sinn frei, als hätte er nur Bestand, wenn ich auf der Erde im Kokon des Erfolgs und Gesunden gehüllt wäre? Nein, für mich bedeutet mein Glauben ein Akzeptieren – aber das in einer Freiheit, die so nicht mit Worten erklärbar ist.
Ein paar Tage später habe ich mich mit der Freundin, die das Kind verloren hat und ihren beiden älteren Kids auf dem Spielplatz getroffen. Sie hat mir alles genau erzählt und trotz der spürbaren Trauer gab es diesen Lichtblitz, an dem Sie das Gespräch auf die Dankbarkeit lenkte – für so vieles in ihrem Leben. Vielleicht ist das der kleine, aber strahlende Lichtblitz bei einer Warum-Frage:
Die Hoffnung, dass die Trauer sich schlafen legt und die Dankbarkeit sie zudeckt.
Lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander
Römer 14,19 (Einheitsübersetzung 2016)
Diese Zeit wünsche ich Ihnen heute, vielleicht sitzend auf einer Schaukel bei leichtem Schneefall, mit den Gedanken verloren irgendwo im Land der Dankbarkeit.

schwingende Grüße ihre Erika
